Geldinstitute unterstützen nach wie vor die Kohleindustrie
Studie der Umweltorganisation Urgewald: 1,5 Billionen US-Dollar für die internationale Kohlebranche
Führende Umweltorganisationen haben analysiert, wie hoch die Finanzierungen der Finanzinstitute für die globale Kohleindustrie sind. Dabei zeigt sich auch, dass die Transformation der Kohlebranche noch kaum auf den Weg gebracht wurde.
US-Investmentgesellschaft Blackrock ist größter Unterstützer der Kohlebranche
Wie aus aktuellen Recherchen der Umweltorganisation Urgewald hervorgeht, haben kommerzielle Finanzinstitute in den vergangenen drei Jahren die globale Kohleindustrie mit über 1,5 Billionen US-Dollar in Form von Krediten und Underwriting-Mandaten unterstützt. Zudem hielten institutionelle Investoren im November 2021 – dem Monat, als die UN-Klimakonferenz in Glasgow stattfand – Aktien und Anleihen der internationalen Kohleindustrie im Wert von über 1,2 Billionen US-Dollar.
Die Recherche von Urgewald, Reclaim Finance und 25 weiteren internationalen Partnerorganisationen basiert auf der globalen Kohlefirmendatenbank „Global Coal Exit List“ (GCEL). Sie deckt 90 Prozent der weltweiten Kohleproduktion und Kohlekraftwerkskapazität ab. Die Analyse zeigt ebenfalls: rund die Hälfte des Kreditvolumens und auch der Investitionen geht auf lediglich zwölf, respektive 24 Finanzinstitute zurück. Bei den Investoren offenbart sich BlackRock als stärkster Unterstützer von Expansionisten der globalen Kohleindustrie.
Wo bleibt die Transformation der Kohleindustrie?
Mit Blick auf deutsche Geldinstitute schafft es die Deutsche Bank bei Krediten und Underwriting-Mandaten im internationalen Ranking auf Platz 40 (von 705) und wegen ihrer Tochter DWS bei den Investoren auf Platz 28 (von über 4.900). Die Allianz-Gruppe belegt sogar Platz 20 im internationalen Investorenranking. Insgesamt leiteten deutsche Geldinstitute in den vergangenen drei Jahren rund 18,2 Milliarden US-Dollar als Finanzierungen an die globale Kohleindustrie. Deutsche institutionelle Investoren hielten mit Stand November 2021 rund 23 Milliarden US-Dollar an Aktien und Anleihen der globalen Kohleindustrie.
Julia Dubslaff, Finanzresearcherin bei Urgewald kommentiert: „Die hohen Kohleinvestitionen bei der Allianz enttäuschen. Ihre Vermögensverwalter Pimco und AGI verhageln der Allianz die klimafreundliche Bilanz – höchste Zeit, gerade bei Pimco aufzuräumen! Auch bei der Deutschen Bank passen Selbstbild und Finanzierungen nicht zusammen. Die Bank rühmt sich ihrer Nachhaltigkeit und sagt, dass sie die Transformation von Unternehmen begleiten will, finanziert aber nach wie vor Unternehmen, die immer noch neue Kohleminen oder -kraftwerke bauen wollen, was das Gegenteil von klimafreundlicher Transformation ist."
„Nicht erst seit gestern ist es allseits bekannt, dass die Kohleindustrie der Treiber Nr.1 der Klimakrise ist”, betont Katrin Ganswindt, Leiterin Finanzresearch bei Urgewald: “Finanzinstitute argumentieren gerne, dass sie der Branche bei der Transformation beistehen wollen. Aber die Realität ist, dass nahezu keines der Kohleunternehmen einen sinnvollen Transformationspfad beschreitet, erschreckenderweise sogar noch sehr häufig expandiert wird. Sie haben ja auch keinen Anreiz sich zu ändern, wenn die Finanzbranche sie weiterhin mit Blankoschecks unterstützt“, so Ganswindt.