Kritik der Verbraucherzentrale: Irreführende Nachhaltigkeits-Werbung
Verbraucherzentrale Baden-Württemberg mahnt Banking-Startup Tomorrow ab
Das Hamburger Fintech Tomorrow wirbt damit, ein nachhaltiges Girokonto anzubieten. Die Kunden könnten mit einem der Konten ihren CO2-Fußabdruck kompensieren. Dieses Werbeversprechen geht Verbraucherschützern zu weit, es sei nicht zutreffend und irreführend, so die Kritik.
Verbraucherzentrale äußert Kritik an Werbeversprechen zur CO2-Kompensation
Das Hamburger Banking-Startup Tomorrow hat Ärger mit dem Verbraucherschutz. Wie das Handelsblatt berichtete, hat die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg Tomorrow wegen irreführender Werbung abgemahnt. Im Zentrum der Kritik steht das Versprechen der Neobank, Kunden könnten mit den nachhaltigen Konten und Bankkarten von Tomorrow ihren jährlichen CO2-Abdruck kompensieren.
„Für interessierte Verbraucher:innen wäre es natürlich ein Gewinn, wenn sie ‚ihren CO2-Fußabdruck‘ reduzieren könnten”, kommentiert Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg das Werbeversprechen. “Aber woher soll ein Unternehmen diesen kennen und dann exakt kompensieren können? Jeder Mensch hat einen individuellen CO2-Fußabdruck, weil die Produktauswahl nie deckungsgleich ist“, so der Verbraucherschützer. Die Aussage, Kunden könnten so den CO2-Fußabdruck kompensieren, sei in dieser Form und Pauschalität nicht zutreffend, die Werbeaussage führe in die Irre.
Fehlende Transparenz bei Partnerbank Solarisbank
Tatsächlich besitzt das Unternehmen Tomorrow keine eigene Banklizenz, sondern greift - wie zahlreiche andere Fintechs im Banking-Bereich - auf die Infrastruktur der Solarisbank zurück. Auf der Webseite wirbt das Hamburger Startup mit Aussagen wie: „Konventionelle Banken nutzen dein Geld und investieren es in Waffen, Kohle und andere schädliche Industrien – ohne dein Einverständnis“. Wie genau aber die Solarisbank die Kundengelder verwendet, ist nicht bekannt. „Das Geld der Kontoinhaber liegt bei der Solarisbank”, betont Verbraucherschützer Nauhauser. “Diese veröffentlicht jedoch auf ihrer Internetseite weder einen Geschäftsbericht noch aussagekräftige Informationen zur Nachhaltigkeit der Mittelverwendung“, so die Kritik der Verbraucherzentrale an der fehlenden Transparenz.
Neobank reagiert sofort auf Kritik und ändert Wortlaut auf der Webseite
Tomorrow reagierte umgehend auf die Abmahnung und veränderte den Wortlaut der Werbeversprechen auf der Webseite. Man habe sich bei der Berechnung der CO2-Emissionen auf den jährlichen deutschen Durchschnitt bezogen, so die Erklärung des Fintechs. Das werde jetzt auch konkreter beschrieben: „Über die Kontogebühr finanzieren wir CO2-Zertifikate, die den CO2-Fußabdruck des jährlichen deutschen Durchschnitts von 11,17 Tonnen Pro-Kopf-CO2-Emissionen kompensieren.“ Aus Sicht der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ist diese Änderung aber immer noch nicht ausreichend. Durchschnittswerte seien für eine informierte und selbstbestimmte Entscheidung schlicht substanzlos, erklärten die Verbraucherschützer. Diese Form der Werbung sei nichts anderes als eine Marketingmasche.